20. Apr 2021
Schürmatt Erfolgsgeschichten

Recht auf Liebe inklusive

Die Schatzkiste Argovia vermittelt Menschen mit Beeinträchtigungen passende Partnerinnen und Partner. Die Sehnsucht nach einer Beziehung und der Zuneigung ist bei vielen sehr gross. Die Kommission für soziale Anliegen der Genossenschaft Migros Aare unterstützt das Projekt der Stiftung Schürmatt in Zetzwil.

«Allen Menschen – ob sie nun Beeinträchtigungen haben oder nicht – steht es zu, eine Beziehung führen zu können. Das hat viel mit Gleichberechtigung zu tun», sagt Anke Müller, Projektleiterin der Schatzkiste im Aargau. «Darüber führen wir oft Diskussionen, denn es ist nach wie vor ein Tabu und es wird noch lange dauern, bis das Thema in der Gesellschaft angekommen ist.» Der Ansatz, Menschen mit Beeinträchtigungen zu integrieren und teilhaben zu lassen, sei nicht immer selbstverständlich gewesen: «Lange Zeit führten sie ihr Leben in Einrichtungen fernab von der Gesellschaft und wurden nur wenig wahrgenommen», erzählt Anke Müller. Die UN-Behindertenrechtskonvention und das neue Erwachsenenschutzrecht bekräftigen die Autonomie und Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigungen, denn auch sie haben das Recht auf Sexualität, Intimität und Partnerschaft. Der Wunsch nach romantischen Beziehungen dieser Menschen bleibe trotzdem vielen fremd.

Sobald man dann etwas mit einem Menschen mit Beeinträchtigungen zu tun hat, erkennt man diese natürlichen und ernst zu nehmenden Bedürfnisse.

Gesucht: Jemand zum Kuscheln

Weil die Sexualität im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und Schutz stattfindet, ist die Aufklärungsarbeit durch Bezugspersonen zentral. «Bei den meisten Singles steht das Körperliche aber sowieso nicht im Vordergrund. Viele wünschen sich jemanden, mit dem sie in der Freizeit Sachen unternehmen können oder sie möchten vielleicht mal kuscheln», sagt Anke Müller.

Gemeinsam statt einsam

Wenn sich jemand bei der Schatzkiste Argovia meldet, spricht man im persönlichen Gespräch darüber, welche Bedürfnisse und Grenzen die Menschen haben und wie sie sich eine Partnerin oder einen Partner vorstellen. «Unsere Erfahrung hilft dann herauszufinden, wer aus unserer Kartei passen könnte. Wenn wir so jemanden finden, wird beiden ein Steckbrief mit Foto zugestellt und sie können sich – wenn beide einverstanden sind – bei uns kennenlernen.» Die Gespräche laufen – auch je nach Grad der Beeinträchtigung – ganz unterschiedlich ab, erzählt Anke Müller. «Das Schönste für uns ist natürlich, wenn sie sich danach entscheiden, sich für ein Date wiederzusehen. Einmal haben sich zwei so gut verstanden, dass sie gleich nach dem Gespräch noch zusammen ins nächste Café gingen.» Bereits 14 Paare konnte die Schatzkiste vermitteln.

Kulturprozent der Migros Aare

Mit dem Kulturprozent engagiert sich die Migros in den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit, Sport und Wirtschaft. Jedes Jahr unterstützt die Migros Aare mit über 16 Millionen Franken Projekte und Aktivitäten, die einer breiten Bevölkerung Zugang zu kulturellen, sportlichen oder sozialen Angeboten ermöglichen.

Kommission für soziale Anliegen

Die Kommission für soziale Anliegen (Kosa) des Genossenschaftsrats ist für einzelne Zuwendungen im Bereich Soziales innerhalb des Kulturprozents der Migros Aare zuständig. Sie kann ein Projekt bis zu vier Jahre unterstützen – mit jährlich höchstens 5000 Franken. Zurzeit profitieren 38 Projekte von einem Zustupf der Kosa.

Autorin: Noè Jeanne Freiburghaus, Migros

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